Marcus Späth
  Unser Bürgermeister für alle

NATURSCHUTZ

Fragen der Ortsgruppe Tapfheim Bund Naturschutz e.V. 25.09.2022
an die Bürgermeisterkandidaten der Gemeinde Tapfheim:


IHRE PERSÖNLICHE HALTUNG ZUM THEMA

Zunächst interessiert uns Ihre persönliche Einstellung zum Thema „Natur- und Umweltschutz“.


1. Welchen Stellenwert hat der Schutz und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen auf kommunaler Ebene für Sie ganz persönlich?

  • Einen sehr hohen Stellenwert: In allen kommunalen Entscheidungen, die die Möglichkeit bieten, hierfür tatsächlich nachhaltig etwas tun zu können, sollte das auch getan werden. Sprich, es gilt nicht nur darüber nachzudenken, was man bei künftigen Vorhaben und Maßnahmen besser machen könnte als in der Vergangenheit. Es gilt auch über Grundsätzliches nachzudenken, z. B. darüber, ob man eingefahrene Strukturen ändern, verbessern oder nachhaltiger gestalten kann.

2. Ist der kommunale Natur- und Umweltschutz für Sie als zukünftiger Bürgermeister „Chefsache“?

  • Selbstverständlich ist dies Chefsache. In vielen Dingen, denke ich, muss man das Rad nicht neu erfinden, es gibt so viele Beispielprojekte anderer Kommunen, die man zuerst, um auch ein rasches Ziel anvisieren zu können, auf Umsetzung in unserer Kommune prüfen muss. Ein Topthema dazu wäre die Nahwärmeversorgung aus regenerativen Energien. Warum ist man nicht auch mal so mutig und denkt über einen Energiewald nach, über ein kommunales Solarfeld oder vorrangig auch über die mir noch wichtigere Nutzung der ungenutzten Dachflächen!? Der Ensembleschutz auf dem Rathaus kann ggf. fallen, eine Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach und der Garage, könnte ich mir sehr gut vorstellen. Wo können wir die Landwirtschaft noch mehr mit einbinden? Wo können wir beispielgebend für unsere Bürger sein? Das Thema muss diskutiert werden, mit Kommunen, die so etwas umgesetzt haben, mit innovativen Betreibern.


KLIMASCHUTZ / ENERGIE

Beim Klimaschutz bedarf es eines lokalen Kraftaktes, um Maßnahmen vor Ort einzuleiten, die zum einen den lokalen Energieverbrauch reduzieren sowie die Erzeugung von regenerativer Energie vor Ort intensivieren.


3. Wie sieht Ihr „Klima-Aktionsprogramm“ für die Gemeinde Tapfheim aus?

  • Eine klimaneutrale Kommune ist das Gesamtziel aus verschiedenen Maßnahmen, aber bitte nicht nur rechnerisch mit Zertifikaten, sondern auch mit tatsächlichen Maßnahmen.

4. Unterstützen und forcieren Sie Bestrebungen, um die Gemeinde Tapfheim „klimaneutral“ zu entwickeln, welche Maßnahmen können Sie sich dazu vorstellen?

  • Ja, und ich denke ich habe in den vorhergehenden Antworten schon einiges dazu anklingen lassen. Ausbau regenerativer Energien in jeder Form, die sich bietet. Ein Ziel wäre den Strom jeweils dort zu erzeugen, wo er verbraucht wird; Photovoltaik auf dem Dach und direkt tanken, also zentrale öffentliche Ladestellen für PKW und Carsharing. Und natürlich bin ich für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

5. Können Sie sich ein lokales Wärmenetz vorstellen, um unseren BürgerInnen, die noch mit Gas oder Öl heizen, eine klimaneutrale Alternative zu bieten?

  • Selbstverständlich wäre es erstrebenswert, wenn wir – wie z. B. Mertingen – sukzessive ein Wärmenetz aufbauen könnten. Nur fehlt es uns an einer ausreichenden Wärme- oder Energiequelle, um dies anzugehen. Eine entsprechend große Hackschnitzelanlage wäre denkbar, die sich aber langfristig und nachhaltig nur umsetzen lässt, wenn man bereit ist, einen Energiewald anzupflanzen. Vielleicht wäre auch die Stromerzeugung über eine Wasserstoffproduktion in der Zukunft vorstellbar, darüber wird in unserer unmittelbaren Nachbarschaft bereits geforscht. Aber ja, ich kann mir ein lokales Wärmenetz selbstverständlich vorstellen.

6. Wird es zukünftig bei Neubauten eine „Verpflichtung“ zur Installation einer Solaranlage geben?

  • Das könnte ich mir sehr gut vorstellen. Solch ein Vorhaben muss gründlich geprüft und im Gemeinderat diskutiert werden.

7. Können Sie sich ein kommunales bzw. ein von Tapfheimer Bürgerinnen getragenes Windrad auf unserem Gemeindegebiet vorstellen?

  • Ja, das war von Anfang in meinem Wahlprogramm enthalten. Natürlich muss bei einem solchen Vorhaben auch der Naturschutz das seine dazu tun. Ein großes Hindernis sind in unserem Bereich die Einschränkungen durch den Flugverkehr und auch Schutzgebiete. Wenn wir einen geeigneten Standort hätten, wäre ein „Bürgerwindrad“ durchaus vorstellbar.

8. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass es eine öffentliche Ladestelle für E-Autos auf dem Gemeindegebiet geben wird?

  • Ja, das hat der Gemeinderat bereits in den Planungen des Bahnhofumfelds vorgesehen. Darüber hinaus werden z. B.  öffentliche Ladestellen im Bereich der Neuen Mitte geplant.


VERKEHR / STRAßENBAU

Über die Art des Ausbaus der Ortsverbindungsstraße Donaumünster – Pfaffenhofen wird seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert – dass der derzeitige Zustand der Straße nicht zukunftsfähig ist, steht außer Zweifel. Die Gemeinde Blindheim plant ebenfalls die Anbindung der Zusamtal-Gemeinden an die B16 über die Verlängerung der Staatsstraße DGL 23.


9. Unterstützen Sie die sogenannte „Sanfte Sanierung“ der bestehenden Trasse mit einer Breite von 5,5m ohne Höherlegung der Trasse und den Erhalt der bestehenden Zone 30 Bereiche in Donaumünster und Rettingen?

  • Seitdem ich das Thema als Gemeinderat begleite, wurde niemals von einer „Höherlegung“ der Trasse gesprochen. Bis auf den Bereich, der durch die Amphibiendurchlässe höher geplant werden musste, ist die Trasse laut der mir vorliegenden Planung auf Bestandshöhe. Der Erhalt der 30er-Zonen ist definitiv in allen bewohnten Bereichen erstrebenswert, wofür ich mich selbstverständlich zum Wohle der Anlieger einsetzen werde. Der Ausbau mit 5,50 Meter ist für mich keine Alternative, da ich der festen Ansicht bin, dass schon der derzeitige Verkehr eine breitere Straße erfordert. Dies ist auch meine feste Überzeugung in Sachen Verkehrssicherheit. Der derzeitige Zustand der Straße ist nicht zukunftsfähig und eine sanfte Sanierung würde bedeuten, dass auf Verkehrssicherheit verzichtet wird. Wir werden mit aller Rücksicht auf das Schützenswerte eine Straße bauen, die den heutigen Anforderungen von Verkehr und Sicherheit entspricht.


KOMMUNALE THEMEN

Die Pflege der gemeindlichen Gräben, die eine wichtige biotopvernetzende Bedeutung haben, erfolgt derzeit überwiegend durch Mulchen der Uferflächen verbunden mit negativen Begleiterscheinungen: Abtöten von Insekten und Amphibien, Verstopfungen durch nicht entferntes Mulchgut etc.


10. Werden die Gräben zukünftig nach den Vorgaben eines fachgerechten Pflegekonzeptes gemäht und gepflegt?

  • Ich bin aktiver Landwirt und an diesem Thema sehr nah dran. Die Gräben werden entsprechend fachgerecht gemäht und gepflegt.
    Zahlreiche Gräben wurden im Laufe der Zeit verrohrt und haben dadurch ihre ökologische Bedeutung verloren.

11. Setzen Sie sich dafür ein, dass verrohrte Gräben an geeigneten Stellen sukzessive wieder geöffnet werden, um als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zur Verfügung zu stehen?

  • An geeigneten Stellen kann ich mir das sehr gut vorstellen, da wir hier nicht nur vom Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten sprechen, sondern solche Projekte auch dem Erosionsschutz dienen. Alles Weitere muss in Abstimmung mit der Wasserwirtschaftsverwaltung erfolgen.
    Bei der Pflege von Bäumen und Hecken auf kommunalen Flächen kann immer wieder beobachtet werden, dass diese z.T. nur unzureichend gelingt (z.B. Kindergarten Tapfheim), z.T. verschwinden immer wieder Bäume vollständig.

12. Werden Bäume und Hecken zukünftig nach den Vorgaben eines fachgerechten Pflegekonzeptes von geschultem Fachpersonal gepflegt?

  • Die Baumpflege erfolgt bereits durch geschultes Fachpersonal – intern wie extern.

13. Werden abhandengekommene Bäume auf kommunalem Grund zukünftig wieder nachgepflanzt?

  • Ja, das ist selbstverständlich.
    Der Landkreis Donau-Ries ist Träger des Landschaftspflegeverbandes Donau-Ries, der die fachgerechte Pflege von ökologisch wertvollen Flächen zahlreicher Kommunen im Landkreis übernimmt.

14. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Gemeinde Tapfheim zum Landschaftspflegeverband Donau-Ries wechselt?

  • Gerne werde ich mich dafür einsetzen, allerdings liegt das nicht in der alleinigen Entscheidung des Bürgermeisters.
    Zahlreiche geschützte Arten (Flora und Fauna) sind auf extensiv genutzte oder brachliegende Flächen angewiesen, die idealerweise miteinander vernetzt sind und somit einen Biotopverbund darstellen. Im Zuge der Flurneuordnungen sind solche Flächen aus unserer Landschaft nahezu ausnahmslos verschwunden – ein drastisch einhergehender Rückgang von Insekten und Vögeln ist die Folge. Zahlreiche außerörtliche Flächen auf dem Gemeindegebiet befinden sich im Eigentum der Gemeinde Tapfheim, sind verpachtet und werden meist intensiv landwirtschaftlich genutzt.

15. Setzen Sie sich dafür ein, dass diese kommunalen Flächen sukzessive aus der heutigen Nutzung herausgenommen werden und künftig für Natur- und Artenschutz-Maßnahmen (Anlage von Blühflächen, Hecken, Feldgehölzen, Streuobstwiesen und Solitärbäumen) zur Verfügung stehen?

  • Selbstverständlich setze ich mich bei geeigneten Flächen dafür ein, allerdings bedarf dies einer gründlichen Prüfung. Hier wird von unserer Gemeinde schon viel getan und intensiv mit dem BUND Naturschutz e. V. zusammengearbeitet.

16. Werden bereits definierte kommunale Ausgleichsflächen bzw. Ökokontoflächen zukünftig gemäß den festgelegten Maßnahmen gepflegt und entwickelt?

  • Die Bewirtschaftung erfolgt bei den mir bekannten Flächen bereits nach den festgelegten Maßnahmen in Abstimmung mit den zuständigen Behörden und dies wird auch künftig beibehalten.

17. Wird die Gemeinde zukünftig auf den Einsatz von Pestiziden auf ihren Flächen verzichten?

  • Ich denke, das wird der Gesetzgeber in Zukunft reglementieren, wobei ich den Verzicht natürlich befürworte.


HOCHWASSERSCHUTZ / WASSERRÜCKHALT / GEWÄSSERSCHUTZ

Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile auch auf kommunaler Ebene deutlich sichtbar – Wetterextreme häufen sich und führen z.T. zu erheblichen Hochwassersituationen oder zu extremem Wassermangel. Zukünftig werden Maßnahmen notwendig sein, um die Niederschläge möglichst lange in der Fläche zu halten, wo sie versickern und dadurch die Grundwassersituation verbessern können.


18. Welche Maßnahmen zur Wasserrückhaltung in der Fläche können Sie sich für unsere Gemeinde vorstellen?

  • Neben den bisherigen umgesetzten Maßnahmen wie Regenrückhaltebecken hat unsere Kommune ein Förderprogramm für die Wasserrückhaltung auf Privatgrundstücken, das bereits in diesem Jahr nochmals ausgeweitet wurde, aufgesetzt. Die Wasserrückhaltung ermöglicht viele Möglichkeiten wie z. B. die Anlage von Feldwegen mit Rückhaltefunktion durch Gräben, Baumreihen oder Dämme.

19. Unterstützen Sie die geplanten Maßnahmen der Aufweitung des Donau-Dammes auf unserem Gemeindegebiet ohne künstliche Ein- und Auslassbauwerke?

  • Der Hochwasserschutz ist eine Aufgabe aller, weshalb leider unsere Gemeinde aufgrund der Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung ihren Beitrag leisten muss. Aktuell ist aber nicht an die Aufweitung des Donaudammes gedacht, sondern an eine Überlaufschwelle am bestehenden Damm und einen zweiten Deich, der dann einen Polder bildet. Maßgeblich ist für mich, dass kein gesteuertes Ein- oder Auslassbauwerk entsteht.
    Auch an den weiteren Fließgewässern des Gemeindebereiches (Kessel, Reichbach, Mühlbach etc.) sind Rückhaltemaßnahmen notwendig.

20. Werden Sie sich zukünftig dafür einsetzen, bachbegleitende Flächen ggf. zu erwerben, um den Gewässern mehr Raum für Wasserrückhalt zu geben?

  • Der Grunderwerb durch die Gemeinde ist sehr begrüßenswert und wird von mir vorangetrieben.


KIESABBAU

In den letzten 60 Jahren sind zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie ökologisch wertvolle Biotopflächen aufgrund des Kiesabbaus aus unserem Gemeindegebiet verschwunden. Neben dem Verlust von wertvollen Lebensräumen haben insbesondere die Anlieger der Kiesabfuhrtrassen unter dem damit verbundenen jahrzehntelangen LKW-Verkehr gelitten.


21. Sind Sie dafür, dass es nach Abschluss der Ausbeutung des See IV keinen weiteren Kiesabbau auf unserem Gemeindegebiet geben wird?

  • Ich gehe davon aus, dass keine weiteren Kiesabbauflächen ausgewiesen werden.

 

 
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